- vietnamesische Schrift
- vietnamesische Schrift[viɛt-]. Bis zum 13. Jahrhundert existierte in Vietnam nur die chinesische Schrift. In Anlehnung an die chinesischen Schriftzeichen entwickelten Vietnamesen gegen Ende des 13. Jahrhunderts eine eigene nationale Schrift (chu Nom), die auf der Grundlage der vietnamesischen Sprache erarbeitet wurde. Diese beiden Schriftzeichensysteme wurden bis zum 20. Jahrhundert parallel benutzt. Bereits im 17. Jahrhundert schufen portugiesische Missionare eine phonetische Transkription, deren Grundlage das lateinische Alphabet bildete. Diese Schrift (Quoc ngu, Nationalschrift) sollte in erster Linie der Verbreitung des Katholizismus in Vietnam dienen. Sie wurde jedoch erst 1945 offiziell zur vietnamesischen Schrift erklärt. Ihr liegen 26 Buchstaben des lateinischen Alphabets zugrunde, wobei die Buchstaben f, j, w und z nur in Fremdwörtern und in fremden Eigennamen vorkommen. Zusätzlich enthält das vietnamesische Alphabet die Laute u und o sowie diakritische Zeichen für geschlossene (z. B. ê) und kurze (z. B. ǎ) Vokale, den Buchstaben đ für einen dentalen Verschlusslaut und elf Buchstabengruppen. Die sechs Silbentöne werden mit fünf diakritischen Zeichen wiedergegeben (z. B. a ohne Tonzeichen: gleichmäßig verlaufende Sprechtonlage, à: fallender Ton, á: steigender Ton, a̓: fallend steigender Ton, ã: unterbrochen steigender Ton, ạ: tiefer ebener Ton). Die vietnamesische Schrift fixiert Silben, keine Wörter. Bei mehrsilbigen Wörtern ist aus dem Schriftbild nicht erkennbar, welche Silben zu einem Wort gehören.
Universal-Lexikon. 2012.